Kennst du das? Du befindest dich mitten in einer stressigen oder emotionalen Phase, vielleicht beruflich, privat oder beides. Alles scheint zu viel, es ist, als ob sich ein unsichtbares Netz immer enger um dich zieht. Du funktionierst einfach, ohne groß darüber nachzudenken. Doch dann, irgendwann, hast du das Gefühl, du kannst nicht mehr. Etwas in dir zwingt dich dazu, innezuhalten. Und genau in diesem Moment triffst du eine Entscheidung: „Es reicht.“
Du lässt los. Doch statt Erleichterung kommt da plötzlich etwas anderes: Traurigkeit. Und genau das überrascht uns oft. Warum fühlen wir uns traurig, wenn wir doch eigentlich eine Bürde abgelegt haben?
Diese Traurigkeit, die nach stressigen Zeiten in uns aufsteigt, hat für mich viel mit dem Loslassen zu tun. Denn so anstrengend eine Phase auch war, sie hat uns begleitet, war Teil unseres Lebens. Wir haben Entscheidungen getroffen, viel Energie investiert, uns vielleicht sogar selbst auf die Probe gestellt. In dieser intensiven Zeit haben wir uns an den Stress gewöhnt, ihn irgendwie in unser Sein integriert. Und wenn wir uns dann bewusst davon trennen, spüren wir den leeren Raum, der zurückbleibt.
Es ist, als ob wir eine Art von Beziehung zu dieser stressigen Zeit aufbauen. So schmerzhaft sie auch war, sie hatte einen Platz in unserem Leben. Wenn wir sie loslassen, verlieren wir etwas, auch wenn das, was wir loslassen, uns eigentlich nicht gut getan hat. Das macht die Trauer so paradox.
Diese Traurigkeit ist kein Versagen. Im Gegenteil. Sie zeigt uns, dass wir bereit sind, weiterzugehen, dass wir etwas für uns selbst tun – uns für unser Wohl entscheiden. Es ist ein Prozess der Heilung. Doch Heilung bedeutet eben auch, dass wir Abschied nehmen. Wir verabschieden uns von einer Zeit, die uns geprägt hat, auch wenn es auf eine harte Art war. Und genau darin liegt der Schmerz.
Diese Trauer ist also kein Zeichen von Schwäche. Sie ist vielmehr ein Zeugnis der Stärke, loszulassen und die Lücke anzunehmen, die entsteht. Der Raum, der nach dem Loslassen auftaucht, darf auch mal leer bleiben. Er lädt uns ein, ihn mit etwas Neuem zu füllen – mit Ruhe, mit Frieden, vielleicht mit etwas, das uns wirklich nährt. Aber bevor wir das tun können, müssen wir den Schmerz des Abschieds spüren und zulassen.
Es ist in Ordnung, traurig zu sein. Lass dir Zeit, um die Leere zu fühlen. Erlaube dir, diesen Raum mit all seinen Emotionen zu betreten. Denn erst, wenn wir ihn durchschritten haben, können wir wirklich loslassen und Neues willkommen heißen.
Herzensgrüße
Stefan