Gestern hatte ich ein schönes Gespräch mit einem lieben Menschen. Wir diskutierten über die Herausforderungen unserer Zeit und die Frage kam auf: „Was kann ich tun, um etwas zu verändern?“ Diese einfache Frage löste in mir eine Welle von Gedanken und Emotionen aus. Oft fühlen wir uns angesichts der großen Probleme der Welt machtlos. Aber gestern wurde mir klar: Jede kleine Handlung zählt. Das hat mich dazu veranlasst, aktiv zu werden – und zwar mit einem Brief an Herrn Dobrindt.
Vielleicht klingt es trivial, nur einen Brief zu schreiben. Aber ich bin fest davon überzeugt, dass Worte Macht haben und dass jeder einzelne von uns etwas bewirken kann. Wenn viele Menschen sich engagieren und ihre Stimmen erheben, kann das eine Bewegung auslösen, die wirkliche Veränderungen bewirkt.
zu Ihren Äußerungen
Von Stefan Mayer
An alexander.dobrindt@bundestag.de
Datum Sonntag, 23. Juni 2024 um 16:34
Guten Tag Herr Dobrindt,
ich schreibe Ihnen diesen Brief mit großer Betroffenheit und Besorgnis, nachdem ich von Ihren Äußerungen zur Abschiebung von Ukrainern gehört habe. Ihre Aussagen haben mich zutiefst erschüttert und ich möchte Ihnen gerne aus meiner persönlichen Erfahrung schildern, warum ich Ihre Position für falsch und unüberlegt halte.
Vor einigen Monaten hatte ich eine Flüchtlingsfamilie aufgenommen: eine Mutter mit zwei kleinen Kindern. Diese Familie floh vor dem Krieg und suchte bei uns Schutz und eine neue Perspektive. Die Mutter ist Lehrerin und wollte so schnell wie möglich arbeiten, um sich und ihre Kinder selbstständig zu versorgen. Doch was sie brauchte, war ein Betreuungsangebot für ihre Kinder, damit sie arbeiten konnte.
Ich habe mich dafür eingesetzt, dass sie die Möglichkeit bekommt, in einer Schule ukrainische Kinder zu unterrichten. Eine Idee, die nicht nur ihr geholfen hätte, sondern auch vielen ukrainischen Schülern, die auf der Flucht sind und in ihrer Muttersprache unterrichtet werden könnten. Doch keine Schule griff diesen Vorschlag auf. Stattdessen sagte ihr das Arbeitsamt, sie solle erstmal ein Jahr lang Deutsch lernen. Dabei spricht sie fließend Englisch und könnte sofort einen wertvollen Beitrag leisten. Diese Menschen wollen sie abschieben?
Herr Dobrindt, ich lade Sie ein, aus Ihrem Büro herauszutreten und die Realität anzuschauen. Sie werden feststellen, dass Populismus nur jene anspricht, die nicht über die nötigen Informationen und Bildung verfügen, um komplexe Zusammenhänge zu verstehen. Wenn Sie weiterhin solch kurzsichtige und menschenverachtende Vorschläge machen, verlieren Sie das „C“ im Namen Ihrer Partei – das „Christlich“ – endgültig an Bedeutung. Christliche Werte wie Nächstenliebe, Mitgefühl und Solidarität sind in Ihren Aussagen nicht zu erkennen. Sie betreiben billigen Stimmenfang. Ein Konzept gegen rechts sieht anders aus.
Wir sollten Menschen, die vor Krieg und Gewalt fliehen, nicht noch zusätzlich bestrafen. Stattdessen sollten wir ihnen Möglichkeiten bieten, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen und in unsere Gesellschaft integriert zu werden. Menschen wie die Lehrerin, die ich aufgenommen hatte, möchten arbeiten und ihren Beitrag leisten. Warum verschließen wir ihnen die Türen?
Bitte überdenken Sie Ihre Haltung und setzen Sie sich für humane und konstruktive Lösungen ein. Unsere Gesellschaft braucht mehr Zusammenhalt und weniger Ausgrenzung.
Mit Grüßen,
Stefan Mayer