Es gibt ein Thema, das mir besonders am Herzen liegt, und ich möchte es hier einmal aufgreifen – Tantra. Die meisten Menschen verbinden Tantra reflexartig mit Erotik oder Sex, was meiner Erfahrung nach ein großes Missverständnis ist. Tantra, so wie ich es praktiziere und in meinen Abendgruppen anbiete, geht weit darüber hinaus. Es ist nicht der Hauch von Erotik, der den Kern dieser jahrtausendealten Tradition ausmacht, sondern etwas viel Tieferes: Es ist die Kunst der bewussten Kommunikation, der Achtsamkeit und der achtsamen Berührung.

In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist es leicht, sich im Getriebe des Alltags zu verlieren, den Körper als Werkzeug zu betrachten und zwischenmenschliche Verbindungen auf Oberflächlichkeiten zu reduzieren. Hier setzt Tantra an – es schafft einen Raum, in dem wir zurückkehren dürfen zu dem, was wirklich zählt: das bewusste Sein im Augenblick.

In meinen Abendgruppen konzentrieren wir uns auf das, was ich das „Tantra der Kommunikation“ nenne. Es geht nicht um das, was gesagt wird, sondern vielmehr um die Art, wie wir miteinander in Kontakt treten. Zuhören wird plötzlich zu einem ganz anderen Erlebnis. Worte fließen nicht mehr beiläufig, sondern sie kommen aus einem Raum tiefen Bewusstseins. Wenn ich spreche, bin ich mir der Auswirkungen meiner Worte auf mein Gegenüber bewusst. Wenn ich zuhöre, öffne ich mich, ohne zu bewerten oder gleich eine Antwort im Kopf parat zu haben.

Ein weiterer wichtiger Bestandteil meiner Arbeit ist die achtsame Berührung. Hier ist es entscheidend zu verstehen, dass Berührung nicht gleich Berührung ist. Es gibt Berührungen, die von Erwartung oder Bedürftigkeit geprägt sind – und dann gibt es Berührungen, die rein aus dem Moment heraus entstehen, ohne Hintergedanken, nur getragen von Achtsamkeit und Respekt. Diese Form der Berührung hat etwas unglaublich Heilsames, weil sie uns wieder in Kontakt mit uns selbst bringt.

In meinen Abendgruppen schaffen wir einen geschützten Raum, in dem Berührung und Nähe auf einer achtsamen Ebene erlebt werden dürfen. Es ist ein Raum ohne Ziel, ohne Absicht, sondern einfach ein Ort, an dem wir uns selbst und anderen auf einer tieferen, menschlichen Ebene begegnen dürfen.

Tantra ist in meinen Augen eine Art, den Alltag zu entschleunigen, indem wir in eine bewusstere, authentischere Form des Seins eintauchen. Es ist eine Möglichkeit, den ständigen Leistungsdruck und die Erwartungshaltungen, die uns so oft von uns selbst und anderen trennen, loszulassen.

Es liegt mir am Herzen, das Bild von Tantra zu entmystifizieren. Es geht nicht darum, den Körper zu instrumentalisieren oder in eine erotische Stimmung zu versetzen. Tantra, wie ich es praktiziere, öffnet einen Weg, der uns zurück zu uns selbst führt. Weg von Erwartungen, hin zu einem tieferen Verständnis von Verbindung, Kommunikation und Berührung.

Ich lade jeden ein, der bereit ist, diesen Weg mit mir zu erkunden. Vielleicht spüren wir gemeinsam, dass Tantra nicht nur ein Weg ist, sondern eine tiefe Reise in das, was uns wirklich ausmacht.

Herzensgrüße Stefan

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