Ein Teil von mir freut sich sehr, diesen Blogbeitrag zu schreiben. Ein anderer Teil wünscht sich, dass ich es gut mache und mich gut ausdrücke. Ein kleiner Teil hat Sorge, dass etwas unverständlich bleibt. Und dann ist da der Teil der mich daran erinnert, dass du nachfragen kannst, wenn du etwas nicht verstehst.

Das ist es auch schon. Das Sprechen in Teilen.

Vielleicht kennst du das auch. In der Regel sprechen wir nur den Teil aus, der sich gerade am Größten anfühlt und am Lautesten schreit. Oft identifizieren wir uns dann voll und ganz mit diesem größten Teil. Unsere Sprache unterstützt uns da in ganz unbewusster Weise, durch Sätze wie „Ich bin wütend.“ Wir SIND dann scheinbar die Wut und nichts Anderes hat mehr Platz. Auch nicht der erwachsene Teil in uns, der uns noch regulieren könnte, wenn wir uns dessen bewusst wären. Die Wut übernimmt das Regiment.

Es hilft ungemein, wenn wir sagen „Ein sehr, sehr großer Teil von mir ist wütend.“ Das macht es schon etwas kleiner und hilft, dass wir uns nicht voll und ganz in diese Emotion stürzen und uns mit ihr identifizieren. Und in der Regel gibt es auch noch andere Teile in uns. Beispielsweise den, der auch Verständnis hat. Oder einen ängstlichen oder traurigen Teil. Vielleicht auch einen, der die Situation mit einem Schmunzeln betrachten kann. Damit zeigen wir uns ganz – uns selbst und auch dem anderen. Dadurch lernen wir uns selbst besser und differenzierter kennen und der andere kann uns auch besser hören. Das liegt unter anderem daran, dass wir mit der Teilesprache die Verantwortung für unsere Gefühle zu uns nehmen und nicht mehr in Vorwürfen dem anderen gegenüber sprechen.

Dazu kommt, dass all diese Teile (die in der Regel Emotionen sind) Wegweiser zu unseren Bedürfnissen sind. Was will mir die Wut sagen? Welches Bedürfnis ist nicht erfüllt? Weshalb werde ich so traurig? Weil ich mich alleine fühle? Egal wo es herkommt. Es hilft, sich mit diesen Teilen auseinanderzusetzen. Zu hinterfragen, was sie mir sagen wollen, wofür sie stehen. Sie willkommen zu heißen mit dem Geschenk, dass sie mitbringen, wenn ich bereit bin, hinzuschauen. Und dann kann es sein, dass sie sich transformieren und ich in der nächsten ähnlichen Situation anderes agieren kann, weil dieser Teil nicht mehr die Macht über die Situation übernimmt. Weil ich ihn gesehen habe.

Meine Einladung an dich. Probier es doch mal aus. Sprich alle Teile aus, die in einer Situation da sind. Das kannst du in Stille mit dir alleine tun oder mit (d)einem Gegenüber. Und wenn du sie deinem Gegenüber ausdrückst und er reagiert – bedenke, dass er für das, was in ihm ausgelöst wird, verantwortlich ist. Und er darf dann auch die Teile aussprechen, die gerade in ihm sind.

Die Basis hierfür sind ein grundsätzliches Wohlwollen aller Beteiligten und der Wunsch von allen, dass es allen miteinander gut geht und man selbst wachsen möchte.
Wenn du Fragen hast, melde dich gerne bei Stefan und/oder mir. Wir freuen uns, wenn wir dazu beitragen können, dass wir uns alle sichtbarer machen mit allem, was da so in uns ist. Das ist Friedensarbeit, wie Eva von BLL so schön zu sagen pflegte.

Herzensgrüße, Belinda