Ich war zwischen den Jahren im Allgäu in einer Klamm wandern. Während des Wanderns habe ich einen anderen Wanderer durch das Fotografieren kennengelernt und wir sind gemeinsam weitergewandert.

An einer Stelle haben wir einen Stein entdeckt, der von dem Punkt aus, wo wir standen, wie ein Herz aussah. Wir standen etwas weiter weg. Ich war gespannt, ob ich ihn auch von der anderen Seite finden würde. Also bin ich hingelaufen und musste quasi von hinten auf das Herz zugehen. Von der “anderen Seite” sah er dann nicht mehr wie ein Herz aus. Danach gingen folgende “philosophischen Gedanken” los:

 

Für mich heißt es, dass das Herz – und damit die Liebe – immer da ist, auch wenn wir es nicht immer sehen können.

Es heißt für mich auch, dass es immer unterschiedliche Sichtweisen gibt. Und alle Sichtweisen haben ihre Wahrheit und ihre Berechtigung.

Und ich finde auch, dass die beiden Steine von der anderen Seite aus betrachtet auch schön sind – und vor allem lässt sich erkennen, dass es zwei voneinander unabhängige Gebilde sind – jedes für sich schön – und zusammen sind sie ein Herz – vielleicht ein bissel so, wie in einer Partnerschaft. Vor allem der kleine Stein ist auch echt schön und filigran – er sorgt dafür, dass der große Stein erst überhaupt wie ein Herz wirken kann – beide bringen sich ein für die Liebe. Ohne den kleinen Stein gäbe es dieses Herz nicht und ohne den großen auch nicht.

 

Mein Wanderbegleiter schrieb mir später:

“Das Steinherz ist lustig; oder eher tragisch?

Wenn man es sinnbildlich anschaut, ist es ein wunderschönes Herz. Von der anderen Seite ist es wohl nicht das, was es scheint…..

Irgendwie interessant…”

 

Ja – alles ist eine Illusion. Wir schauen von allen Seiten auf dasselbe und doch sieht es anders aus. Es sind und bleiben zwei Steine, die uns von einer Seite aus betrachtet ein Herz sehen lassen, und von der anderen Seite eben vielleicht auch einfach das sehen lassen, was sie sind – zwei Steine. Und sie sind beides. Und es ist Liebe drin. Die ist ja sowieso überall drin. Überall.